SPREEBOGEN

Angesichts der ‘Grossen Projekte’, die Berlin in den nächsten Jahren zu tragen haben wird, dämmert nicht nur dem Eingeweihten, dass, nach den Utopien der zwanziger Jahre, der Zerstörung in den Vierzigern, dem Verbau in den Sechzigern nun die Vernutzung von Stadt in den Neunzigern bevorsteht, die vierte Stadtdämmerung innerhalb nur eines Jahrhunderts: ‘Stadt’ in den Absichten der Auslober ist nicht nur am Potsdamer Platz zum blanken Euphemismus verkommen. Auch hier im Spreebogen, vis-à-vis zur Pseudostadt 800 Meter weiter südlich, soll mit einem Grand Projet Stadt simuliert werden. ‘Dem Deutschen Volke’ Staat zeigen scheint, verschämterweise, nur noch möglich in der Bemäntelung des Monuments durch das Urbane. Dabei bieten die Spreebögen von der Friedrichstrasse bis zum Moabiter Werder das ganze breite Spektrum grosstädtischen Raumes, wenn man denn nur die Gunst der Orte zu verknüpfen weiss, von Stadtmitte bis zum Schloss Bellevue.

Ausgerechnet in den isoliertesten Teil der Spreebögen, in die Stadt- und Park-Brache am Reichstag, belastet mit einem Übergewicht sperriger Nutzungen, soll Urbanität hineingezwungen werden, mit falscher Absicht am falschen Ort, wie wir meinen – und die Begrenzung des Planungsgebietes an der Luisenstrasse tut ein Übriges: sie steht den erklärten Absichten der Auslobung entgegen – der Verknüpfung der Bundesinstitutionen mit der alten Stadtmitte.

Unser Vorschlag also:

– Stadt da machen, wo sie auch ohne Planung hineinwachsen würde: von der Friedrich-Wilhelm-Stadt und von Moabit aus in das gesamte Areal zwischen Stadtbahn und Spree (auch der Hansa-Viertel-Ableger im Moabiter Werder sollte durch ein solides Stück Stadt ersetzt werden);

– den Landschaftsraum des Tiergartens so grosszügig auslegen, wie er durch die Zerstörung des Alsenviertels überhaupt erst denkbar geworden ist: das Kernstück des Spreebogens wird Park-Exklave, vis-à-vis zu der massiven Norduferbebauung;

– und die Kette der Bundesbauten profitieren lassen vom Mäander dieses Stadt- und Landschaftsraumes.

GRUNDSTÜCK

Regierungsviertel  Berlin

 

AUSLOBER  AUFTRAGGEBER

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

und Umweltschutz  Berlin

 

ARCHITEKT

Axel Schultes Architekten

Frank   Schultes   Witt

 

ENTWURF

Axel Schultes   Charlotte Frank

 

MITARBEIT WETTBEWERB

Kromrei  Bürger 

 

MITARBEIT RAHMENPLANUNG

Hiby  Kerber  Kleihues  Vogel

 

WETTBEWERB    RAHMENPLANUNG

1992    1994

 

AUSZEICHNUNG

1. Preis

 

FOTOS

Axel Schultes Architekten