Wenn – wie in keinem anderen Museum – Zeit dargestellt werden muss, kann die Architektur gar nicht anders als ihren von Anbeginn durchgesiebten Herzenswunsch realisieren: den Käfig der drei Dimensionen in die vierte hinübermogeln – Zeit bauen. Hier wäre der Schlüssel, das Haus im Sinne der vom Museumsdirektor beschworenen ‘geistigen Transparenz’ der eigentlichen Bestimmung gegenüber aufzuschliessen. Dieser inwendigen Transparenz und Tiefe zuliebe sperrt sich das Haus nach draussen:
der eine Museumsraum mit seinen ringförmigen Terrassen ist offen nur in sich selbst und zum Himmel darüber, wie der ganze Bau eigentlich nur von der Wand als dem Königsmittel der Architektur Gebrauch macht – das Haus ist kein Kubus, seine Fassade ein einziges Fenster, das in den Himmel … Wie anders als in der Abblendung des Draussen soll der Besucher die Konzentration aufbringen, die für ihn doch erst einmal verlorenen Zeiten wiederzufinden, wie anders als im Schutz des Zeitlosen: der Erde, des Wassers, der Sonne und der Wolken. Ein Schutz übrigens, der nicht zuletzt auch den alten Dingen, den Zeugen zusteht, den Exponaten. Das Museum lädt also auf eine eher stille Art ein – Pforte und Eingangshof vermitteln zwischen den zweitausend Jahren drinnen und dem Aufstand der Gegenwart draussen. Weniger die begrünten, baumgesäumten Wände dieses gebauten Stücks Tiergarten als die Turmkammern über den Spiegeldächern grüssen in die Berliner Runde. Das ausgeschlagene, grosse Vordach mit dem grosszügig verglasten Foyer darunter mag man also vermissen.
Die Aufgliederung der Ausstellungsfläche in eher antiquarische Darstellung von Geschichte auf der Seite der Epochenräume und in eine kritische Darstellung in Vertiefungs- und Themenräumen macht ein seit langer Zeit gehegtes räumliches Konzept zu einem Glücksfall: die wie Jahrhundertringe sich aufbauenden Epochenterrassen geben die Substanz für die sich aus ihnen heraus entwickelnden Themen- und Vertiefungstürme; der zyklisch gedachte Rundgang durch die Epochengalerien, der Weg von Heinrich dem Vogler auf einer Insel tief unter dem Berliner Sand bis hinauf aufs Dach mit dem Blick zum Alex und zum Potsdamer Platz macht die immer präsenten Themen- und Vertiefungsräume zum orientierungsstiftenden Mittelpunkt des Museums. Dieser Rhythmus von Weg und Ziel bestimmt zusammen mit der grossen Pause im Foyer die vielleicht drei bis fünf Stunden des Museumsbesuchs.
Berlin Tiergarten
Museum
Bundesrepublik Deutschland
Axel Schultes
in Bangert Jansen Scholz Schultes (BJSS)
mit Charlotte Frank und Georg Procakis
Axel Schultes Charlotte Frank
Amann Bürger Chestnutt Deubzer
Staab Koob Karsai Ernst
1988
3. Preis
Axel Schultes Charlotte Frank